Finanzkrise: Erster deutscher Versicherer in Notlage?

Finanzkrise: Erster deutscher Versicherer in Notlage?

 

Die Bayerische Beamtenversicherung a.G. (BBV) ist als erster deutscher Versicherer direkt als Folge der Finanzkrise in große Schwierigkeiten geraten, berichtet die Financial Times Deutschland (FTD) in ihrer heutigen Ausgabe. Grund: Ein knapp neunprozentiger Anteil an der von der Finanzkrise gebeutelten Aareal Bank, der zu Abschreibungen von bis zu 80 Millionen Euro führen könnte. Als „weiße Ritter“ werden die HUK-Coburg und die Signal Iduna ins Spiel gebracht. 

Die Versicherungswirtschaft war erst kürzlich überein gekommen, im Rahmen der Finanzkrise mögliche Problemfälle intern zu lösen, um den „Hort der Stabilität zu bewahren, der im Gegensatz zu den Banken keine existenziellen Probleme wegen der Krise hat“, schreibt die FTD in ihrer heutigen Ausgabe. Zu einem solchen Problemfall könnte es bei der BBV kommen. 

Abschreibungen in MillionenhöheWegen des im Zuge der Finanzkrise starken Verfalls der Aktien der Aareal Bank, an der die BBV 8,94 Prozent hält, drohten dem Versicherer im schlimmsten Fall Abschreibungen von bis zu 80 Millionen Euro, was „viel Geld für den kleinen Versicherer“ sei, so die Zeitung weiter. Aber dieser schlimmste Fall sei eher unwahrscheinlich, zitiert die FTD den BBV-Chef Rolf Koch. 

Über die genaue Bewertung der Aareal-Anteile fänden derzeit Gespräche mit den Wirtschaftsprüfern statt, schreibt FTD-Versicherungs-Korrespondent Herbert Fromme weiter. 

Denn deutsche Versicherer, die nach HGB bilanzieren, können Abschreibungen auf Aktien und andere Wertpapiere unterlassen, wenn der Wertverlust innerhalb eines Jahres 20 Prozent nicht übersteigt. 

Diese Bilanzierungshilfe nach § 341b HGB hatte die BaFin erst kürzlich von ursprünglich zehn Prozent heraufgesetzt (VersicherungsJournal 4.3.2009). Sollte diese Grenze von 20 Prozent jedoch überschritten werden, hatte die Aufsicht eine sehr genaue Einzelfallprüfung angekündigt. 

Gespräche über PartnerschaftenKoch räumte gegenüber der FTD ein, dass es wegen der Probleme mit anderen Versicherern Gespräche über eine Partnerschaft gebe. Auch wenn sich die BaFin Sorgen mache, sei es unzutreffend, dass die Aufsicht die BBV zu einer Fusion dränge, sagte der BBV-Chef der Zeitung. 

Laut FTD hat die HUK-Coburg geplante Verhandlungen bestätigt. Darüber hinaus habe auch die Signal Iduna Interesse gezeigt, schreibt das Blatt unter Berufung auf den Versicherungsmarkt. Beide Gesellschaften haben wie die BBV die Rechtsform eines Versicherungsvereins auf Gegenseitigkeit, so dass eine Fusion eher möglich sei als eine Übernahme durch eine Aktiengesellschaft oder einen öffentlich-rechtlichen Versicherer. 

Die Versicherungskammer Bayern (VKB) aus dem Lager der öffentlichen-rechtlichen Versicherer, die der BBV schon einmal zur Seite gesprungen war, stehe aber in dieser Runde nicht zur Verfügung, schreibt die FTD unter Berufung auf Marktkreise. 

Im vergangenen Jahr hatte die VKB-Tochter Bayerische Beamtenkrankenkasse AG der BBV die Krankenversicherungs-Tochter abgekauft, nachdem diese im Zuge der Gesundheitsreform das Krankenvollversicherungs-Geschäft eingestellt hatte

 

Quelle: Versicherungsjournal 17.03.2009

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